27 Projekte im Marktplatz verfügbar

Solarpark kaufen: Was ein fairer Preis ist – und warum die Wahrheit selten im kWp steckt

Fabian Böke
5. Dezember 2025
Inhaltsverzeichnis

Wer zum ersten Mal in einen Solarpark investieren möchte, sucht instinktiv nach einer Zahl. Einem Preis pro kWp. Einer Formel, an der man sich festhalten kann. Verständlich – gerade im Energiemarkt, in dem die Preisspannen zwischen den Anbietern irritierend groß erscheinen. Doch genau hier beginnt das Missverständnis: Der Kaufpreis eines Solarparks ist kein Produkt, das man wie ein Auto oder ein Modulset vergleichen kann.

Ein Solarpark ist immer ein Projekt – und jedes Projekt erzählt seine eigene Geschichte.

Es beginnt mit der Fläche. Ein identischer Solarpark kostet in Bayern etwas anderes als in Mecklenburg-Vorpommern, selbst wenn die Komponenten dieselben sind. Nicht weil jemand mehr verdienen möchte, sondern weil sich Flächenpreise, Abstandsregeln, Bodenklassen, Artenschutzauflagen, Erschließung und Netzanbindung massiv unterscheiden. Ein Solarpark ist so eng an seinen Standort gebunden, dass jede Region ihr eigenes Preisgefüge entwickelt.

Von außen sieht man davon oft nichts. Auf dem Exposé steht eine Zahl: 950 €/kWp. Oder 1.180 €/kWp. Oder 1.350 €/kWp. Und genau diese Bandbreite frustriert viele Erstinvestoren – völlig zu Unrecht. Denn sie ist logisch.

Der Preis ist eine Momentaufnahme – aber das Projekt ist ein Prozess

Was ein Solarpark tatsächlich kostet, hängt vor allem davon ab, in welcher Phase man ihn kauft.
Kauft man ein RTB-Projekt, also ein vollständig genehmigtes Vorhaben, bezahlt man in Wahrheit eine Kombination aus Zeit, Risiko und Chancenreduzierung.

Der Projektierer hat Monate oder Jahre investiert: in Planungsrecht, Naturschutz, Netzabfragen, Vermessung, Pachtverträge, Ingenieurleistungen, Verhandlungen mit dem Netzbetreiber.

Der Investor spart sich dieses Risiko – und zahlt es mit. Das ist weder gut noch schlecht, sondern schlicht die Realität des Marktes.

Ganz anders sieht es bei Turnkey-Anlagen aus. Hier ist nicht nur die Genehmigung erledigt, sondern auch die EPC-Seite: Bau, Montage, Komponenten, Netzanschluss, Übergabe. Wer eine Turnkey-Anlage kauft, kauft im Grunde einen fertig produzierten Cashflow. Das Risiko sinkt erheblich – und der Preis steigt entsprechend.

Die Regeln sind einfach:
Je weiter ein Projekt entwickelt ist, desto weniger Risiko – und desto höher der Preis.

Warum der Preis pro kWp eigentlich kein Preis ist, sondern ein Indikator

Viele Investoren verwenden €/kWp wie eine magische Kennzahl. Nur: Diese Zahl sagt fast nichts aus, wenn man sie isoliert betrachtet.

Eine Freiflächenanlage mit 980 €/kWp kann ein schlechter Deal sein, wenn die Pacht überzogen ist oder der Netzanschlusspunkt fünf Kilometer entfernt liegt.

Eine Anlage mit 1.250 €/kWp kann hingegen hervorragend sein, wenn:

  • die Fläche langfristig gesichert ist,
  • die Erträge solide sind,
  • die Pacht fair ist,
  • der Netzanschluss günstig,
  • und die Bauphase sauber geplant wurde.

Die Wahrheit ist:
Ein günstiger Solarpark kann teuer werden. Ein teurer Solarpark kann günstig sein.

Die stille Größe, die fast niemand sieht: Pacht

Die Pacht entscheidet langfristig mehr über die Rendite als ein paar Euro Unterschied beim Kaufpreis.
Wenn ein Solarpark jedes Jahr 20.000–40.000 € an Pachtkosten produziert, dann ist eine Fehlkalkulation von nur 10 % über die Laufzeit von 20 Jahren ein sechsstelliger Betrag.

Viele Projekte wirken bei Erstbetrachtung attraktiv, aber der Haken steckt in der Pachtformel:
Mal ist sie indexiert, mal nicht.
Mal wird nach kWp gezahlt, mal nach Fläche.
Mal gibt es eine Einmalzahlung, die die IRR verschlechtert, obwohl der Preis schön aussieht.

Ein erfahrener Investor schaut deshalb zuerst auf die Pacht – und erst danach auf den Kaufpreis.
Das tun viele nicht. Und genau hier passieren die teuersten Fehler im Markt.

Nebenkosten: Der blinde Fleck vieler Investoren

Ein weiterer Punkt, der in klassischen Projekt-Exposés nur am Rande auftaucht, sind die Nebenkosten.
Aber sie entscheiden darüber, ob die Rendite realistisch ist oder nur theoretisch.

Dazu gehören unter anderem:

  • juristische Prüfungen,
  • Netzanschlusskosten (oft viel höher als erwartet),
  • Gutachten,
  • Bauüberwachung,
  • Versicherung ab Tag 1,
  • Finanzierungskosten während der Bauzeit.

Viele Projektentwickler weisen diese Posten nicht vollständig aus – nicht aus böser Absicht, sondern weil jede Due Diligence anders strukturiert ist. Ein Investor muss diese Kosten jedoch unbedingt einkalkulieren, um nicht am Ende 5–12 % über dem erwarteten Kapitalbedarf zu liegen.

Ein realistisches Beispiel: 10 MWp Freifläche

Wenn man den Markt nüchtern betrachtet, liegt ein fairer Preis in Deutschland derzeit ungefähr bei:

  • Turnkey: 650–800 €/kWp
  • RTB-Projektrechte: 40–60 €/kWp

Alles darunter klingt verlockend, ist aber selten realistisch.
Alles darüber kann sinnvoll sein, wenn die Qualität stimmt.

Ein 10-MWp-Park, der für 6,5 Mio. € Turnkey gebaut wird, kann eine absolut solide Investition sein – wenn die Pacht nicht überzogen ist und der Netzanschluss sauber geregelt wurde.
Ein 10-MWp-Park für 8 Mio. € kann ein exzellentes Investment sein, wenn die Erträge hoch, die Fläche sicher und die Bauqualität überdurchschnittlich ist.

Das eigentliche Fazit: Ein Solarpark ist kein Produkt, sondern ein Gesamtkonzept

Wer einen Solarpark kaufen möchte, muss lernen, den Preis nicht „pro kWp“ zu lesen, sondern im Kontext der gesamten Struktur:

  • Standort
  • Genehmigung
  • Komponententechnik
  • Pachtgestaltung
  • Netzanschluss
  • EPC-Qualität
  • Nebenkosten
  • Betreiberkonzept
  • Ertragsprognosen

Erst wenn alle Bausteine aufeinander abgestimmt sind, ergibt sich ein fairer Gesamtpreis — und ein tragfähiges Investment.

Ein Solarpark ist kein Schnäppchenmarkt.
Er ist ein Infrastrukturprojekt.
Und wie jedes Infrastrukturprojekt hängt der Wert nicht vom Etikett ab, sondern von der Substanz.

Geprüfte Solarpark-Projekte entdecken
Finden Sie aktuelle PV- und BESS-Investments mit vollständigen technischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Daten. → zum Marktplatz


Weiterführende Informationen:

Fabian Böke
Diplom-Wirtschaftsingenieur mit Expertise in strategischem Einkauf, Marketing und Prozessoptimierung. Fabian entwickelt die Plattform OMSI 24 mit dem Fokus auf Transparenz und Effizienz im Solarmarkt. Seine analytische Herangehensweise macht komplexe Investmentprozesse verständlich und umsetzbar.

Sie möchten gezielt in geprüfte Photovoltaik-Projekte investieren?